Die Reste der früheren Röstofenanlage in Siegen-Gosenbach sind ein seltenes Dokument der Siegerländer Industriegeschichte. Bei der alten Bruchsteinwand handelt es sich um eine in den Hang gebaute ehemalige Röstofenanlage der Spateisensteingrube Storch & Schöneberg, die zur Aufbereitung von Roherzen diente. Einst bestand sie aus vierzehn nebeneinander aufgereihten Öfen, die in der Zeit von 1862 bis 1895 unterhalb der Grubenanlage Storch & Schöneberg gebaut wurden.
Sichtbar erhalten geblieben ist hier ein Teilstück mit vier Öfen. In der Außenwand fallen besonders die niedrigen, mit einem Flachbogen geschlossenen Öffnungen auf. Aus ihnen wurde das Röstgut entnommen. Heute sind sie vermauert und der rechte Teil der Ofenwand wird aus statischen Gründen durch Betonpfeiler gestützt. Hinter der Bruchsteinwand befinden sich die aus Schamottesteinen kreisrund gemauerten, verfüllten Ofenschächte. Die Öfen wurden von oben beschickt. Auf dieser Ebene standen die Betriebsgebäude und Fördergerüste des Alten und Neuen Schachtes, so dass sich kurze Wege von den Schächten zu den Öfen ergaben.
Das Rösten von Eisenstein ist ein Teil der Aufbereitung für die Verhüttung im Hochofen. Hierbei wird u. a. der Anteil an Kohlenstoff, der die Zähigkeit der Eisenschmelze in hohem Maße beeinträchtigt, ausgetrieben, das Erz von Schwefel gereinigt und mit Sauerstoff angereichert. Geröstetes Erz ist etwa 30% leichter als frisch abgebautes - ein wichtiger Aspekt in Hinblick auf den Transport und die Transportkosten.
Mit den steigenden Erzausfuhren u. a. ins Rheinisch-Westfälische Industriegebiet nach Inbetriebnahme der Ruhr-Sieg-Strecke,1861, und den damit verbundenen Entfernungen gewann das Rösten in Hinblick auf die Gewichtsreduzierung besondere Bedeutung. Die steigende Nachfrage nach Spateisenstein führte dazu, dass auf allen bergwirtschaftlich bedeutenden Gruben des Siegerlandes Röstofenanlagen entstanden. Die Ofenhöhe betrug zunächst 4 bis 5 Meter, der Röstbetrieb erfolgte noch mit natürlichem Luftzug. Die dadurch relativ niedrige Durchsatzleistung erforderte entsprechend viele Röstöfen. Handelte es sich zunächst um aus Bruchstein oder Ziegelsteinen gemauerte, rechteckige und mit feuerfestem Material ausgekleidete Öfen, wurden sie ab 1898 allmählich durch hohe, runde und mit Eisenblech umkleidete abgelöst.
Die Grube Storch & Schöneberg besaß um 1900 etwa 50 Öfen, die sich überwiegend in der Nähe ihrer Förderschächte beidseitig der Straße von Niederschelden nach Gosenbach befanden. 1911 entstand mit dem Ausbau der Grube am Rothenberg eine mechanische Aufbereitung und eine neue Röstanlage mit 26 Öfen. Längst sind die Röstöfen dieser wie auch anderer Gruben im Siegerland verschwunden - bis auf das lange Zeit unbeachtete Teilstück der alten Ofenbatterie Am Honigsmund, das für Westfalen nach unserer Kenntnis einzigartig ist. (Text: Imme Wittkamp, LWL)
Maßnahmen zur Erhaltung der Öfen
Bemühungen zur Rettung der Ofenanlage gibt es bereits seit mehreren Jahren durch die private Initiative von Herrn Stefan Fenster, der 2013 einen Ofen freilegen ließ und die Kosten für eine Restaurierung ermittelte. Die Öfen sind seit 2008 in die Denkmalliste der Stadt Siegen eingetragen.
Die Röstofenanlage war LWL-Denkmal des Monats Feburar 2009.