August Sander

Vom kleinen Haldenjungen zum großen Fotokünstler

Seine Bekanntheit verdankt der in Herdorf geborene August Sander (1876-1964) seinem fotografischen Werk über „Menschen des 20. Jahrhunderts“, ein Monumentalwerk, dem sich Sander über Jahre hinweg widmete. Sein Lebensweg begann in Herdorf im Westerwald, wo er als Sohn aus einfachen Verhältnissen zunächst einmal die Volksschule absolvierte und als Haldenjunge auf der Eisenerzgrube arbeitete.





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Nach seinem Militärdienst und einigen Wanderjahren, in denen er das fotografische Arbeiten kennen gelernt hatte, festigte sich seine berufliche Ausrichtung als Fotograf. Sander übernahm 1902 gemeinsam mit seinem Kompagnon Stukenberg (der 1904 wieder ausschied) ein erstes eigenes Atelier in Linz an der Donau und später eines in Köln. Hier entwickelte er die für ihn so wichtigen Künstlerkontakte. Kein Geringerer als Alfred Döblin (Berlin Alexanderplatz) schrieb das Vorwort zu Sanders „Antlitz der Zeit. Sechzig Aufnahmen deutscher Menschen des 20. Jahrhunderts“ von 1929. Den Nationalsozialisten waren die Fotografien Sanders nicht genehm. Sie zerstörten die Druckstöcke zum vorgenannten Bildband.

Sander wollte Menschen in ihrer eigenen Umgebung porträtieren und ging dabei zunächst ganz traditionell und typologisierend vor. Er teilte die Gesellschaft in Gruppen auf, u. a. in Bauernstand und Handwerker, Frauen und Großstadtmenschen. Er setzte mit ihnen jeweils ein für sie charakteristisches Merkmal, z.B. ein Attribut ihres Arbeitslebens mit ins Bild und schuf so eine Fülle von individualisierten Teilansichten auf die Gesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts. Aber auch Landschafts-, Architektur- und Industriefotos gehören zu seinem Sujet.

Heute befindet sich der umfangreichste Bestand an Fotos und Negativen von August Sander in der Photographischen Sammlung der SK Stiftung Kultur in Köln. Aber auch zahlreiche Museen, wie z. B. das Museum of Modern Art, bewahren Sander Fotografien wegen ihres hohen künstlerischen und sozialdokumentarischen Wertes. Seine Fotografien werden heute dem Stil der Neuen Sachlichkeit zugeordnet.

Mehr Informationen zur Biografie August Sanders finden Sie beim August Sander Archiv: http://www.sk-kultur.de/photographie/a_sander_bio_d.htm

Literatur:
Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur (Hg.): Menschen des 20. Jahrhunderts. Ein Kulturwerk in Lichtbildern eingeteilt in sieben Gruppen,bearb. und neu zusammengestellt von Susanne Lange, Gabriele Conrath-Scholl, Gerd Sander, 7 Bände, München 2002.

Wilhelm, Jürgen: Sander, August, in: Ulrich Soénius / Jürgen Wilhelm (Hg.): Kölner Personenlexikon, Köln 2008, S. 460.

Ganteführer Anne: Der Photograph August Sander und sein künstlerisches Umfeld im Rheinland, in: Dieter Breuer (Hg.): Moderne und Nationalsozialismus im Rheinland. Vorträge des interdisziplinären Arbeitskreises zur Erforschung der Moderne im Rheinland, Paderborn 1997, S. 433-446.

Text: Irene Rumpler M.A.

Foto: © Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur - August Sander Archiv,Köln; VG Bild-Kunst, Bonn, 2012.