Warum Iserlohn so heißt wie die Stadt eben heißt

Zeitzeugenbericht des Johann Caspar Lecke

WasserEisenLand / Menschen, Orte und ihre Geschichten / Zeit- und Augenzeugenberichte / Warum Iserlohn so heißt wie die Stadt eben heißt

Die älteste verlässliche Information zum Bergbau und der Eisenverhüttung findet man in den stadtgeschichtlichen Aufzeichnungen des Iserlohner Oberbürgermeisters Johann Caspar Lecke, er lebte von 1694 bis 1785.





Lecke_Chronik_Kl_Erw_B_97_S_52 Stadtarchiv Iserlohn, Kl. Erw. B 97.jpg

"Die überal in und um die Stadt sich zeigende Eysenbergwercke und Schmeltzereyhalden, die bey Ausgrabung der Keller oder anderer Gebäude unter dem Schutt der eingestürtzeten oder durch die viele Brandunglücke überschüttete Haußstetten, auch ausser der Stadt fast auf allen Hügeln, Bergen und Thälern, fast an allen umliegenden Bächen befindliche in den grauen Zeiten mit weissen Moos, ja grossen zum Theil schon alß einmahl verfaulet und vermoderten Bäumen überwachsene Schlacken von Eysenbläsereyen geben uns ein ohnvergleichliches Zeugnis der seither vielen hundert Jahren gebaueten Eysenbergwercken und getriebener Eysenarbeit und –schmeltzereyen und eben diese befindliche, wiewoll meist überwachsene Halden der Eysenschlacken überzeugen uns eines Alterthums, wovon wir die Zeit nicht bestimmen noch noch entwickeln können.

Dan bemercket man, wieviele Secula schon die Wasserbläsereyen das Eysen geschaffet haben, so müßen diejenige, wofür diesem auf den Bergen oder sonsten an Orten, wo der Eysenstein gegraben worden oder der Holtzüberfluß gewesen und die Alten denselben mit Handbläsereyen geschmoltzen und geläutert, von Wasserwercken noch nicht gewust haben, noch viel älter seyn.

Die an allen hiesigen Wasserbächen in der Grüne, Ihmert, Kalle, besonders aber Sundwig- und Hemerbache gleich alß aufgethürmete Berge angewachsene Halden, ja die Menge derselben, bewahrheiten uns diese Wasserbläsereyen auf viele Secula und hingegen die auf den trockenen Orten, Bergen und Hügeln befindliche der Handbläsereyen.

Ich sehe hiehey woll ein, es wird ein jeder hiebey aufmercksam, aber auch begierig sein, uns aus einer noch anscheinenden fremden Erzehlung von Eysen und Eysenbläsereyen einen Schluß auf die Benennung der Stadt Iserenloen zu sehen. (…)

Diese alte Handbläsereyen oder –schmeltzen haben die Alten nach damahligen Muttersprache Iserenlöen gleich wie heutigen Tages die jetzigen Iserenhütten nennen, geheissen ex traditione, [aus der Tradition] sondern noch auf diese Stunde heisset ein naher anschiessender, hinter dem Freudenberge anliegender Berg, wo dergleichen Handblase- und Eysenschmeltzereyen gewesen zu sein, die mit grossen Bäumen überwachsene Halden der Eysenschlacken bestätigen, auf den Löen."





Federzeichnung der Schachtanlage Tiefbau von Hövel, Mendener Straße, um 1900 Stadtarchiv Iserlohn, KP-B 1-2 Graphische Sammlung

Zeugnisse der langen Bergbaugeschichte sucht der Interessierte indes vergebens. Nur Straßennamen wie „Bergwerkstraße“, Hövelstraße“ oder „Galmeistraße“ verweisen auf diesen Abschnitt der Stadt- und Wirtschaftsgeschichte. Archäologen haben Reste der Eisenverhüttung im Bereich des Stadtwaldes gefunden.  

Bildunterschriften:
Wiedergabe der Seite 52 aus den Aufzeichnungen von Lecke: Stadtarchiv Iserlohn, Kl. Erw. B 97

Federzeichnung der Schachtanlage Tiefbau von Hövel, Mendener Straße, um 1900: Stadtarchiv Iserlohn, KP-B 1-2 (Graphische Sammlung)

Bearbeitung: Irene Rumpler M.A.