Die Eisenstraße verbindet

Erfahren Sie mehr über den Weg und seine Grenzen

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Südwestfalen - eine Industrieregion mit Vergangenheit und Zukunft





Karte Eisenstraße Südwestfalen

Die Region Südwestfalen ist eine der stärksten und zukunftsfähigsten, aber auch der ältesten  Industrieregionen Europas. Bereits vor über 3000 Jahren wurden in Soest Beile aus Bronze gegossen, vor 2500 Jahren schmolzen die Kelten im Siegerland Eisen. Im nördlichen Sauerland verhütteten die Germanen schon vor der Zeitenwende Blei, aus dem auch Siedepfannen für die Salzgewinnung am Hellweg gegossen wurden.

Im 10. bis 13. Jahrhundert stieg Südwestfalen zu einem europäischen Zentrum des Metallgewerbes auf. Auf den Höhen wurde Holzkohle gemeilert, Eisenerz abgebaut und in Rennfeuern verhüttet. Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts revolutionierte die Nutzung der Wasserkraft die Verhüttung und die nachfolgende Weiterverarbeitung des Eisens. Beste Voraussetzungen dafür bot die von Gebirgen und Wasserreichtum geprägte Landschaft. Hochöfen produzierten große Mengen an Roheisen, die den Schmiedehämmern, Gießereien und verarbeitenden Gewerben das benötigte Rohmaterial lieferten.

Vom Erz zum Draht: Ökonomische und kulturelle Lebensader der Region

Seit dem 17. Jahrhundert entwickelte sich eine arbeitsteilige Wirtschaft zwischen den heutigen Kreisen Altenkirchen, Siegen-Wittgenstein, Olpe und der Märkischen Region (Märkischer Kreis, Hagen, Ennepetal). So versorgte zum Beispiel das Altenkirchener Bergbaugebiet die Wendener Hütte und die Drahtindustrie in Altena mit den notwendigen Rohstoffen.
Diese ökonomischen Verflechtungen zwischen dem Siegerländer und Sauerländer Wirtschaftsraum zeigen die Verkehrsverbindungen der Eisenstraße Südwestfalen besonders deutlich. Noch heute ist diese historisch gewachsene Struktur in Verkehrsnetzen wie der B 54, der "Sauerlandlinie" (A 45) und der Ruhr-Sieg-Eisenbahnstrecke lebendig.

Sendemitschnitt WDR-Lokalzeit Südwestfalen vom 01.12.2014: Dokumentation zu Hohlwegen in der Region

Historische Wegespuren, die Geschichten erzählen

Verkehrsnachrichten: „Auf der A 45 Stau wegen Baustelle zwischen Siegen-Süd und Wilnsdorf." "Wegen Gleisbauarbeiten auf der Ruhr-Sieg-Strecke müssen Reisende mit Verspätungen rechnen.“ Stau ist zwar der Preis für den wirtschaftlichen Fortschritt, aber kein Phänomen der modernen Zeit.

Schon vor 200 Jahren herrschte reger Betrieb auf der damaligen Nord-Süd-Verbindung der Region, der Eisenstraße Südwestfalen. Zeugnisse dieser regen Betriebsamkeit sind Hohlwege, die sich durch intensive Nutzung tief ins Gelände eingeschnitten haben. War ein Weg im Laufe der Zeit unbefahrbar geworden, wurde neben dem alten ein neuer Weg eröffnet. So entstanden vielspurige Hohlwegbündel. Ein Hohlweg war nur einspurig zu befahren - aneinander vorbeizufahren oder sogar zu überholen war nicht möglich. Dem ein oder anderen Fuhrmann hat diese Situation gewiss einiges an Nerven gekostet.

Besonders bemerkenswert: zwischen Bracht und Meinerhagen und am Krombacher Schlag sind heute noch Spuren der alten Eisenstraße, der ersten preußischen Chaussee und späteren B 54 im Gelände zu finden. Die Abfolge des Straßenausbaus von der frühneuzeitlichen "Naturstraße mit Hohlwegbildungen" zur Chaussee bis hin zur späteren Provinzial-, Bundesstraße und Autobahn ist dort gut nachvollziehbar.

Hohlwege sind aufgrund ihrer geschichtlichen und naturräumlichen Bedeutung schützenswert und entsprechend (teilweise) denkmalgeschützt.

Hohlewege und historische Straßen

Hohlwege am Müsener Schlag

Landesgrenzen: Kein Hindernis für einen regen Austausch

Entlang der Eisenstraße gab es auch zahlreiche Hindernisse: Es galt Grenzen zu überwinden, Wegezölle zu entrichten, unliebsame Konkurrenten auf dem Eisenmarkt auszuschalten, die eigene landesherrliche Wirtschaftspolitik zu wahren, Technikgeheimnisse zu hüten, Preise zu drücken und sich – vor allem – irgendwie zu verständigen.

Das Siegerland war damals vom "kurkölnischen" Sauerland durch eine Grenzbefestigung in Form von Gräben, Wällen und Landhecken abgegrenzt. Das sog. "Kölsche Heck" ist bis in die heutige Zeit Territorial- bzw. Kreisgrenze, Sprach- und Konfessionsgrenze. An den Grenzübergängen waren Zollstationen eingerichtet, denn natürlich wollten auch die Landesherren aus dem florierenden Handel Kapitel schlagen. Die Zollstationen wurden durch Schlagbäume gesichert und geschützt.

Auf der alten Wegtrasse beim ehemaligen Grenzdurchgang zwischen dem „kölnischen“ Altenkleusheim (OE) und dem „nassauischen“ Kreuztal (SI) sind heute noch Reste der alten Grenzbefestigung und der alten Straßenführung zu finden. Der in der Sage "Der ewige Fuhrmann" genannte Gasthof in Kreuztal-Krombach diente vormals als Vorspannstation für die Pferdefuhrwerke und kann als "Gasthof Hambloch" auf eine jahrhundertelange Tradition zurückblicken.

Der ewige Fuhrmann (Kreuztal)

Zollschranken, Grenzsteine und Landhecken

Industriekultur verbindet

Mittlerweile wirken insgesamt 16 Kommunen an dem Netzwerk Eisenstraße Südwestfalen mit: der Kreis Altenkirchen, die Gemeinden Neunkirchen, Burbach und Wilnsdorf, die Städte Siegen, Kreuztal, Hilchenbach, Freudenberg im Kreis Siegen-Wittgenstein, die Gemeinde Wenden und die Stadt Drolshagen im Kreis Olpe, die Städte Lüdenscheid, Altena, Kierspe und Iserlohn im Märkischen Kreis sowie die Stadt Ennepetal im Ennepe-Ruhr-Kreis und die Stadt Hagen.

Die Eisenstraßenanrainer-Kommunen zwischen der Siegerländer und der Märkischen Region haben ein gemeinsames Ziel: die Menschen in und außerhalb der Region auf den Weg der Eisenstraße zu bringen und den Menschen auf diesem Wege das gemeinsame historische Erbe zu übermitteln. Der große Unterschied zu manch anderen Kulturrouten liegt darin begründet, dass die Eisenstraße kein künstliches Konstrukt ist und daher die Devise „an uns und bei uns ist alles echt“ mit Fug und Recht als Alleinstellungsmerkmal in den Vordergrund gerückt werden kann.

Die Fülle an ganz verschiedenen Erlebnisorten, welche die Kommunen zu dem Thema Eisenstraße zu bieten haben, spiegelt eine einzigartige, eng miteinander verflochtene und facettenreiche Industriekulturlandschaft wider, die mit Recht als „Industrieregion im Grünen“ bezeichnet wird. Technikmuseen, regionalgeschichtliche Museen, Heimatmuseen, Boden- und Baudenkmäler, Naturschutzgebiete, aber auch Wanderwege, Geschichten, Mythen und Sagen lassen sich überzeugend zu einem ganzheitlichen System „Eisenstraße“ zusammenfügen.

Die "Eisenstraße Südwestfalen" ist längst auf dem Weg, sich vom historischen Streckennetz in eine moderne Kulturroute zu wandeln